
Ein fulminanter Startschuss, ein klärendes Gespräch mit dem Oberbürgermeister und ein Besuch im Labor für Kunststoffverarbeitung: Bis Ende 2017 wollen die youthinkgreen-Klimabotschafter der Ursulaschule ganz Osnabrück plastiktütenfrei machen (http://keineplastiktueten.jimdo.com). Das Projekt hat nun Fahrt aufgenommen. Das Team erlebte eine spannende Woche.
Am vergangenen Freitag wurden die Jugend-Kultur-Tage 2014 (http://jugend-kultur-tage.de/programm/) eröffnet. Die Auftaktveranstaltung wurde von den beiden Klimabotschaftern Jan-Gerd Jaax und Vanessa Kalisch moderiert. Für diese Auftaktveranstaltung hatten die Klimabotschafter ein etwa 30-minütiges Programm vorbereitet, mit dem sie den Startschuss für das Projekt „Plastiktütenfreies Osnabrück“ gaben. Die Show beinhaltetet u.a. eine Modenshow (in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Schinkel), den Vortrag der Kunststudentin Mareike Alexander, die sich kritisch mit dem Thema „Plastikmüll in den Ozeanen“ auseinandergesetzt hat, Grußworte der Osnabrücker Bürgermeisterin Birgit Strangmann und ein Video aus dem internationalen Klimabotschafter-Projekt youthinkgreen (http://www.youtube.com/watch?v=I32-q45xSgs). Auch „Fairdand, der Ökostand“ und das neue Maskottchen der Klimabotschafter – ein noch namenloser Baum – nahmen an der Veranstaltung teil.
Vom Start des Projekts berichteten unter anderem die Neue Osnabrücker Zeitung und ffn:
http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/512872/schuler-wollen-osnabruck-von-plastiktuten-befreien
http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/512873/plastiktutenfreies-osnabruck-utopisch-na-und
http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/513440/eroffnung-mitten-auf-der-neumarkt-baustelle
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In den Tagen vor dem offiziellen Startschuss hatte es Diskussionen um die Rolle des Schirmherrn des Projekts gegeben. Warum? Die Klimabotschafter hatten Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert für „Plastiktütenfreies Osnabrück“ gewinnen konnten. Sie hatten ihn vor Monaten kennengelernt, als er sie im Rahmen einer anderen Aktion im Rathaus empfing. Wolfgang Griesert hörte dort von den Plänen, Osnabrück plastiktütenfrei zu machen, erzählte, dass er bei Einkäufen bereits auf Plastiktüten verzichte – und war wenig später Schirmherr des Projekts.
Im Rat der Stadt Osnabrück wurde am 30. September über einen von der rot-grünen Zählgemeinschaft eingebrachten Antrag abgestimmt. Titel: „Eindämmung des Verbrauchs von Plastiktüten in Osnabrück“. Im Antrag heißt es: „Die Verwaltung wird beauftragt, Maßnahmen zu prüfen und ein Konzept zu erstellen, mit dem Ziel, den Verbrauch/Gebrauch von Plastiktüten in Osnabrück einzudämmen und entsprechende Anreize für den Einzelhandel vor Ort zu schaffen.“ Eine satte Mehrheit stimmte für diesen Antrag. Es gab lediglich drei Enthaltungen. Eine war die des Schirmherrn von „Plastiktütenfreies Osnabrück“.
Eine Erklärung von Wolfgang Griesert folgte über soziale Medien und in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Oberbürgermeister äußerte demnach die Sorge, die Beteiligung der Verwaltung an dem Freiwilligenprojekt würde Personal binden und Kosten verursachen. Der Oberbürgermeister liefert in der NOZ einen weiteren Grund für seine Enthaltung. Er fürchte, dass eine politische Einmischung den ehrenamtlichen Einsatz der Schüler in den Schatten stellen könnte. Die Klimabotschafter waren mit den Argumenten des Oberbürgermeisters nicht einverstanden. Fünf Tage nach dem Startschuss des Projekts kam es dann zu einem klärenden Gespräch im Rathaus. Oberbürgermeister Griesert empfing die Klimabotschafter, die sich nach dem Gespräch entschieden, an ihrem Schirmherrn festzuhalten. Eine gemeinsame Pressemitteilung fasst die Ergebnisse zusammen:
Klärendes Gespräch zwischen OB-Griesert und Klimabotschaftern der Ursulaschule
Oberbürgermeister Wolfgang Griesert hat die Klimabotschafter der Ursulaschule ins Rathaus eingeladen, die sich für ein Osnabrück ohne Plastiktüten einsetzen. Für das Projekt "Plastiktütenfreies Osnabrück" hat der Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen. In den vergangenen Tagen war Griesert in den Medien kritisiert worden, weil er sich im Rat bei einer Abstimmung zum selben Thema enthalten hatte. Auch die Klimabotschafter zeigten sich deswegen irritiert. Der Rat hatte die Verwaltung beauftragt, Maßnahmen zu prüfen und ein Konzept mit dem Ziel zu erstellen, den Verbrauch von Plastiktüten in Osnabrück einzudämmen und entsprechenden Anreize für den Einzelhandel vor Ort zu schaffen. "Wir sind uns völlig einig in dem ehrgeizigen Ziel, das ich als Schirmherr sehr gern unterstütze", erläuterte Griesert seine Auffassung. "Aber ich bin eben auch der Meinung, dass die Verwaltung nicht zusätzlich ein Konzept erarbeiten muss." |
Ohne Unterstützung der Stadt wird das ehrgeizige Ziel, Osnabrück bis Ende 2017 plastiktütenfrei zu machen, nicht zu erreichen sein, betonten die Klimabotschafter. Sie halten daher an der Kritik des Abstimmungsverhaltens ihres Schirmherrn fest, haben aber im Gespräch gemerkt, dass der Oberbürgermeister das Projekt „Plastiktütenfreies Osnabrück“ voranbringen will. In dem Gespräch schlug der Oberbürgermeister vor, gemeinsam ein Zertifikat oder ein Emblem zu entwerfen, das Osnabrücker Geschäfte als plastiktütenfrei ausweist. Eine Idee, an der die Klimabotschafter bereits arbeiten. "Lasst uns zusammen einen Brief an die Osnabrücker Einzelhändler schreiben und für eure Idee werben", forderte er die Schülerinnen und Schüler auf. "Und lasst uns zusammen jeden Einzelhändler und jedes Unternehmen mit unserem Zertifikat öffentlich auszeichnen, dass diese Idee unterstützt." |
In den kommenden Monaten werden die Klimabotschafter diese Idee vorantreiben. Zudem wollen sie eine neue Kooperation mit der Hochschule Osnabrück intensivieren.
Fünf Klimabotschafter besuchten am vergangenen Dienstag gemeinsam mit dem Philipp Mack (Jahrgangsstufe 12) das Labor für Kunststoffverarbeitung und schmiedeten mit Professor Dr.-Ing. Rainer Bourdon und Ralf Schwegmann erste Pläne. In den nächsten Wochen soll erörtert werden, wie aus vielen alten Plastiktüten, die gesammelt werden sollen, dauerhaft haltbare „Osnabrück-Taschen“ gemacht werden können. Zudem soll ein weiteres Produkt entstehen, das aus alten Plastiktüten hergestellt wird.