
"Die Buchspringer" von Mechthild Gläser -
Amy Lennox ist von ihrem Leben genervt. Ihre Mutter leidet unter erbärmlichem Liebeskummer, ihre Freundin hat sie hängen lassen und auch in der Schule läuft es gerade nicht so gut. Als die Sommerferien anstehen ist es ihr also ganz recht, als ihre Mutter kurzerhand entschließt, auf die einsame Insel Stormsay zu fahren. Als Buchliebhaberin freut sie sich auf viele entspannte Stunden alleine mit ihren Büchern, um den Alltag zu vergessen. Als sie jedoch in dem erhofften Urlaubsparadies ankommt, erwarten sie gleich einige böse Überraschungen. Denn die Insel ist gar nicht so verlassen, wie sie gedacht hatte. Und statt sechs Wochen Bücher-Freizeit soll sie in einem gruseligen Keller gemeinsam mit zwei anderen Inselkindern von drei Mönchen die Ferien über unterrichtet werden. Nach erster Verwirrung merkt sie aber, dass es das Beste ist, was ihr jemals passieren könnte. Denn Amy ist kein normales Mädchen, sondern eine Buchspringerin. Somit ist es ihr möglich, in jede Geschichte einzutauchen und diese mitzuerleben, egal ob Märchen, Drama oder Kinderbuch. Schnell findet sie Freunde in der Buchwelt.Shir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, ist nämlich doch nicht so böse wie es in der Geschichte scheint... und auch Goethes Werther ist ein treuer Freund, wenn er nicht gerade seinen Liebeskummer in Tintenhaltigen Cocktails ertränkt. Nur die Idee mit dem Kaugummi für Oliver Twist war nicht gerade die beste... Doch dann merkt Amy, dass ihre schöne Buchwelt nicht so heile ist wie sie dachte und durcheinander gerät. Es verschwindet Geld aus der Schatzkammer von Ali Baba, Elizabeth Bennet verletzt sich auf dem Weg zum Ball mit Mr.Darcy, die Rose des kleinen Prinzen verbrennt in der Wüste. Amy ist sich sicher, sie muss den Störenfried zur Strecke bringen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, da besonders die Grundidee so faszinierend war. Auch die Charaktere der Buchfiguren gefallen mir sehr, da sie manchmal etwas von den Büchern abweichen, die wir so kennen. Besonders die Auffassung von Goethes Werther hat mir sehr gefallen und seine Zusammenarbeit mit der quirligen, lebensfrohen Amy war eine tolle Kombination. Der Verlag stuft das Buch ab einem Alter von 12 Jahren ein, dem kann ich mich anschließen. Das Buch ist allen Fantasyfans zu empfehlen, aber auch anderen könnte es gefallen, da es trotz der Fantasy-Grundidee nicht zu abgedreht ist. Noch ein Pluspunkt: Zum Anfang jeden Kapitels wird Stück für Stück ein uraltes Märchen erzählt, das später auch auf die Geschichte bezogen werden kann. Alles in allem ist es ein schönes Buch, und da nicht ein Höhepunkt den anderen jagt, hat man noch Platz, um sich seinen Teil dazuzutraäumen (Besprechung: Merle Leniger, Kl.8e)