
Valeria Eskina ist Städtebotschafterin aus Twer (Russland). Sie lebt für ein Jahr in Osnabrück, um ihre Heimatstadt Twer, eine von Osnabrücks Partnerstädten, zu repräsentieren. Frau Eskina unterstützt die Ursulaschule bei der Organisation einer Fahrt eines Seminarfachs nach Twer im Schuljahr 2017/18. Sie ist Lehrerin und hatte deswegen den Wunsch, in unseren Schulalltag hinein zu schnuppern. Ihre Erlebnisse und Eindrücke hat sie für uns zusammengefasst.
"Ich möchte gern davon erzählen, wie es mir geglückt ist, den Unterricht in der Ursulaschule zu besuchen. Ich habe dieses Gymnasium, mit dem wir den Jugendaustausch im Frühjahr 2018 detailliert planen, zwei Mal besucht: Am 22. Februar und am 24. März 2017.
Was ich dort gesehen habe, hat mich begeistert! Also, ich habe an diesen zwei Tagen folgende Unterrichte besucht: Geschichte (Klasse 6a), Englisch (Klasse 8b), Politikkurs (Jahrgangsstufe 11), Deutsch (Klasse 5) und Mathe (Klasse 8e). Die Atmosphäre, die dabei herrschte, konnte ich nur genießen! Mir hat es gefallen, dass sich die Schüler unglaublich diszipliniert benehmen und, in derselben Zeit, sich aktiv an der Diskussion beteiligen.
Einige ganz überraschende und unkindlich-weise Ideen in Bezug auf die Nachteile des modernen kapitalistischen Systems (in der 6. Klasse!) und die heutige wirtschaftliche Situation in den ständig kämpfenden Staaten der Dritten Welt (8. Klasse) habe ich gehört. Wie politisch gebildet und wie stark an sozialen und ökonomischen Problemen interessiert die Kinder sind – das muss man mit eigenen Augen sehen!
Was mir auch super gut gefallen hat, ist, dass die Schüler, obwohl noch jung, sehr selbstständig und selbstbewusst sind. Sie können ganz erfolgreich und besinnlich gruppenweise üben und arbeiten (Matheunterricht, Politikkurs), was mir den Anschein erweckt, dass sie sich in der Zukunft genauso initiativ und unabhängig verhalten werden und viel im Erwachsenenleben leisten werden.
Ich, als Sprachlehrerin, habe auch sehr gern ein paar neue Unterrichtstipps notiert. Die Kinder, trotz ihres Alters, können schon so gut Englisch (die 8. Klasse), dass sie sich frei miteinander unterhalten können, und wissen sehr gut in der wunderbar schweren deutschen Grammatik Bescheid (die 5. Klasse).
Die Klassenzimmer werden regelmäßig (einige Male pro Unterricht) gelüftet, was natürlich gut aufs Gehirn wirkt. Die Lektionen dauern hier länger als in Russland (bei uns ist eine akademische Stunde 45 Minuten), deswegen ist es ganz wichtig, immer frische Luft im Klassenzimmer zu haben.
Im Großen und Ganzen habe ich das Schulsystem, das mir demonstriert wurde, eigentlich sehr positiv eingeschätzt und einfach bewundert! Es war klar, dass die Unterrichtsstunden nicht „zur Schau gestellt“ wurden und nicht als „Musterunterrichte“, die man ausführlich vorplant und die nichts mit den normalen Alltagsunterrichten zu tun haben, angedacht wurden.
Ich habe die wahren Unterrichtsstunden, die die Schüler jeden Tag jedes Mal haben, besucht, und bin davon total begeistert! Freiheit, Demokratie und Disziplin – das ist, was ich in der Ursulaschule beim Unterricht beobachtet habe.
Ich möchte mich sehr herzlich bei den Lehrerinnen und Lehrern, deren Lektionen ich besucht habe, für ihre hohe Professionalität, wunderschöne Gastfreundlichkeit und wahre Unterstützung bedanken. Ich möchte auch Herrn Romberg meinen besonderen Dank dafür aussprechen, dass er diese zwei Tage für mich so gut organisiert hat.
Mit großem Vergnügen würde ich noch einmal Unterricht in der Ursulaschule besuchen und wieder neue Erfahrung dort sammeln. Ich freue mich auch schon auf unsere wichtige und angenehme Zusammenarbeit und werde schon etwas traurig, da ich leider in der Zeit des Austausches bereits wieder in Russland sein werde."