
Kurz nach dem Ende der christlichen Fastenzeit hat für die muslimischen Schülerinnen und Schüler unserer Schule die Fastenzeit begonnen: Seit letzter Woche ist Ramadan. Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders, der sich jedes Jahr um zehn bis elf Tage nach vorne verschiebt und so durch das ganze Jahr wandert.
Zwar unterscheiden sich die Formen, aber das Fasten ist ein Ritual, das viele Religionen verbindet. Verzicht zu üben ist eine zentrale Praktik auf dem Weg der Annäherung an Gott. Der Koran weist darauf hin, dass Muslime mit dem Fasten eine Tradition der zuvor offenbarten Religionen fortführen:
„O ihr, die ihr glaubt! Vorgeschrieben ist euch das Fasten, wie es auch denjenigen vor euch vorgeschrieben worden ist, auf dass ihr gottesfürchtig werdet.“
Sure al-Baqarah (2) Vers 183
Fasten im Ramadan heißt zunächst, von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nicht zu essen und zu trinken. Diese Ebene des Verzichts ist sicherlich der bekannteste Aspekt des Ramadans, doch ist sie nur die unterste von drei Stufen des Fastens. Auf der zweiten Stufe fasten auch die Zunge (kein Lästern, kein Schimpfen, kein leeres Gerede), die Hände (kein Schlagen, kein Schubsen oder Türenknallen), die Augen und Ohren (keine sinnfreien YouTube-Videos oder Fernsehsendungen).
Auf der dritten und höchsten Stufe, dem Fasten des Herzens, sind die Herzen völlig frei von allem außer dem Gedenken Gottes – eine Stufe, die den Propheten und wenigen ganz besonderen Menschen vorbehalten ist. Ein Thema im islamischen Religionsunterricht ist die Frage, wie wir zumindest einige Aspekte der zweiten Stufe erreichen können und was uns bei der Kontrolle unseres Egos hilft.
Wie schon im letzten Jahr wird der Ramadan anders sein als sonst, denn die Gemeinschaft kann nicht wie gewohnt gepflegt werden: keine großen Einladungen zum Fastenbrechen (Iftar) und begrenzter Zutritt zu den Gebeten in der Moschee.
Aber gerade in schwierigen Phasen vertrauen Muslime darauf, dass sich der Segen dieses Monats entfaltet und sie das Ziel des Ramadans erreichen: eine stärkere Ausrichtung auf und Verbindung mit Gott.
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S. Horsch-Al Saad