
Vor vier Jahren reisten meine Großeltern nach Italien und machten Halt in Assisi. Im dortigen Kloster des Schweizer Klarissenordens namens Santa Cruz fanden sie eine schöne Unterkunft mit guter Verpflegung. Auf Bitte meines Großvaters schenkten ihnen die Ordensschwestern vor der Abreise zur Erinnerung an den schönen Aufenthalt ein Stück Holz eines Olivenbaumes. Dieses stammte aus dem wunderschönen Garten des Klosters, den nur die Schwestern zur inneren Einkehr betreten dürfen.
Meine Großeltern machten sich wieder auf den Weg zurück nach Deutschland. Monate später hatten sie das kostbare Erinnerungsstück schon fast wieder vergessen, da kam mein Großvater auf die Idee, aus diesem einfachen Stück Holz einen Engel zu schnitzen und damit seinem langjährigen Hobby nachzugehen. In wochenlanger Detailarbeit ist so am Ende ein kleines Kunstwerk entstanden, das seitdem das Wohnzimmer schmückte.
Als ich dann letztes Jahr erzählte, dass wir auf unserer großen Schulfahrt auch Assisi besuchen, beschlossen meine Großeltern übereinstimmend, dass der kleine Holzengel in meinem Reisegepäck wieder an seinen historischen Ursprungsort zurückkehren solle.
Und dann war es soweit: Am dritten Tag der Schulfahrt machten sich mein Mitschüler Oliver, Frau Weisgerber, Frau Engel und ich gemeinsam in Assisi auf die Suche nach dem Kloster Santa Cruz. Über verwinkelte Gassen und Treppenstiege gelangten wir am Ende an die Klosterpforte, wurden ins Kloster eingelassen und herzlich von Schwester Alexia willkommen geheißen. Unsere Mission war damit erfüllt und der kleine Holzengel an den Orden übergeben, zurück an den Ursprungsort des Olivenbaums, aus dem er entstanden ist. Zum Abschluss beteten wir gemeinsam in der Klosterkapelle, wobei die Ursulaschule und alle Mitfahrenden gesegnet wurden.
Das war das schöne Ende der Geschichte des geschnitzten Engels aus Assisi.