Henning Mankell, der vielen unter uns bekannt ist als Autor von Kriminalromanen, schrieb 2006 ein Theaterstück über Lampedusa und nahm hellsichtig vorweg, was sieben Jahre später als erste der Katastrophen vor Lampedusa die Nachrichten füllte. Der Tod von fast 400 Flüchtlingen vor Lampedusa im Jahre 2013 bewegte die Menschen und rief das einzigartige Unternehmen „Mare Nostrum“ ins Leben, um diese Menschen auf dem Mittelmeer: Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, Alte wie Junge zu schützen und in Sicherheit zu bringen.
Mittlerweile scheinen Elan und Hilfsbereitschaft nachgelassen zu haben: Das Hilfsprogramm „Mare Nostrum“ wurde im Oktober 2014 aus finanziellen Gründen eingestellt und unter Führung der EU-Grenzagentur „Frontex“ von der Grenzschutzmission „Triton" abgelöst - eine Mission, die das UN-Flüchtlingshilfswerk als „beklagenswert unangemessen“ und die Bürgermeisterin von Lampedusa als „Skandal“ bezeichnen. Von einem Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik ist inzwischen vermehrt die Rede; der politische und gesellschaftliche Dissens nimmt an Intensität zu. Der Untergang eines Bootes vor Lampedusa im Februar dieses Jahres mit weit über 300 Toten erreichte nur noch für kurze Zeit die Menschen in Europa und ganz offen wird in den Medien wieder gefragt, ob „das Boot“ nicht „zu voll“ sei.
Wir wissen, dass das Thema „Flüchtlinge“ und die Fragen, die sich in diesem Kontext stellen, in ihrer Dringlichkeit und Intensität zunehmen werden. Die zum Teil heftig geführten Diskussionen verdeutlichen, dass das Thema „Flüchtlingsströme“ und die Verantwortung Deutschlands und der Europäischen Union längst nicht geklärt, geschweige denn zu einem Ende gekommen sind. Die Ursulaschule möchte einen Beitrag zur Standortbestimmung liefern.
Wir laden am 13. April 2015 ab 19.00 Uhr dazu ein, im Rahmen der Szenischen Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“ und einer anschließenden Podiumsdiskussion in der Aula der Ursulaschule über diese Fragen ins Gespräch zu kommen.
Zu Beginn werden in einer ca. 70 Minuten dauernden Lesung fünf Schülerinnen und Schüler auf der Basis der Berichte von Betroffenen und Augenzeugen, Verantwortlichen und Zuschauern der Katastrophe von 2013 über das Ereignis des Untergangs eines Bootes vor Lampedusa mit weit über 500 Flüchtlingen berichten.
Im Anschluss werden auf dem Podium im Kreis der geladenen Gäste Positionen ausgetauscht, Perspektiven entwickelt und Meinungen kundgetan. Das Publikum wird zur regen Beteiligung an dieser Diskussion gebeten.
Folgende Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe werden in der Lesung vortragen:
- Eva Borges,
- Nils Bünger,
- Timon Drogies,
- Liam Nossek,
- Katharina Prigge.
Wir versuchen, über die Darstellung in der Lesung hinaus auch einen Flüchtling zu Wort kommen zu lassen – sei es im direkten Interview oder als Audioaufnahme.
An der Podiumsdiskussion nehmen teil:
- der Generalvikar des Bistums Osnabrück, Theo Paul,
- die Integrationsbeauftragte der Stadt Osnabrück, Frau Seda Rass-Turgut,
- ein Vertreter des Exil e.V., Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge, Herr Andreas Neuhoff,
Die Moderation übernehmen:
- Herr Dr. Tobias Romberg, Journalist und Lehrer an der Ursulaschule, und
- Katharina Prigge.
Die Veranstaltung ist öffentlich und wir hoffen auf eine breite Resonanz. Alle Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sind eingeladen. Wir empfehlen diesen Abend besonders den Schülerinnen und Schülern ab der Jahrgangsstufe 9 und machen an dieser Stelle darauf aufmerksam, dass im Jahrgang 11 das Thema Flucht und Vertreibung im Zentralabitur für das Fach Geschichte verbindlich vorgeschrieben ist. Nicht zuletzt dies veranlasste uns nach reiflicher Überlegung, den Abend für den Jahrgang 11 als verpflichtende Unterrichtsveranstaltung anzusetzen. Aufgrund des langen Montags wird die erste Unterrichtsstunde am Dienstag, den 14.4. für den Jahrgang 11 ausnahmsweise ausfallen.
Es wird kein Eintritt erhoben, doch bitten wir um eine Spende, die zweckgebunden ist. Sie wird an das Exil e.V., das Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge, gehen.
Die Ursulaschule bittet um rege Teilnahme.
R. Unnerstall, Schulleiter / M. Klauss