Dienstag, der 13. September, 21 Uhr:
Schüler und Schülerinnen aus dem 10. und 11. Jahrgang haben sich auf dem Domplatz versammelt und laden ihre Koffer in den Reisebus. Dann verabschieden sich alle von ihren Familien, steigen in den Bus und schon sind wir auf dem Weg nach Frankreich.
Gegen 12:30 Uhr am nächsten Tag, nach einer 16-stündigen Fahrt, erreichen wir den Parkplatz vor unserer Partnerschule, dem Lycée Saint-Matin, wo uns unsere Austauschschüler mit ihren Eltern schon erwarten.
Die Müdigkeit ist längst verschwunden, und die Aufregung seitens der Deutschen ist mittlerweile deutlich zu spüren. Fragen nach französischen Alltagsvokabeln hört man durch den ganzen Bus.
Nachdem alle ausgestiegen sind, begrüßt uns Monsieur Février freundlich und liest die Namen unserer französischen Austauschpartner vor. Nach der typisch französischen Begrüßung mit bisous auf jede Wange fahren wir mit unseren Austauschschülern zur ihnen nach Hause und verbringen den Rest des Tages in unseren Gastfamilien, um sie besser kennenzulernen und uns nach der langen Fahrt etwa auszuruhen.
Am nächsten Morgen treffen wir uns gleich um 8 Uhr im „Base Room“, einem Raum in unserer Partnerschule, den wir für unsere Aufenthaltszeit zur Verfügung gestellt bekommen.
Anschließend werden wir in der Kantine der Schule vom Direktor empfangen und bekommen Croissants und Kakao als zweites Frühstück serviert. Sowohl der Direktor der Schule als auch M. Février lachen erstaunt, als wir nach der Begrüßungsrede zur Anerkennung auf die Tische klopfen und verkünden, den französischen Schülern diese nette Geste beizubringen.
Eigentlich ist für diesen Nachmittag eine Stadtführung geplant, aufgrund der geplanten gewaltsamen Demonstrationen in der Stadt zu der Zeit wird diese jedoch auf den Vormittag verschoben.
Von der Schule ist es nur ein kurzer Fußmarsch bis in die Altstadt, und so machen wir uns mit M. Février, der uns einiges über die Geschichte der Stadt erzählen wird, auf den Weg.
Rennes ist eine schöne, große Stadt mit interessanter Geschichte.
Auf unserer Führung erfahren wir viel über geschichtliche Ereignisse, die die Stadt Rennes prägten. So wird uns zum Beispiel die Geschichte der Duchesse Anne erzählt, die das Oberhaupt der Bretagne war und zwangsweise den König vom Frankreich heiraten musste, um ihr Land nicht zu verlieren. Um die Geschichte zu veranschaulichen, erklärt M. Février kurzerhand eine deutsche Schülerin zur Duchesse Anne, die ihre Rolle bis zum Ende der Reise nicht mehr los wird.
Mittags essen wir in der Kantine der Schule, nachdem uns ausführlich erklärt wurde, wie das System des Essens funktioniert. Es scheint so, als wären die Franzosen sehr stolz auf ihre Cafeteria und in der Tat gibt es eine große Auswahl an Essen – Vorspeise, verschiedene Hauptspeisen, Dessert und jede Menge Baguette – das man übrigens auf gar keinen Fall wegwerfen darf.
Nach dem Mittagessen und einer Pause geht es weiter mit einer Führung durch die Schule.
Uns überrascht die absolute Stille aus den Klassenräumen, was daran liegt, dass die Schüler sehr diszipliniert und ruhig im Unterricht arbeiten. Außerdem sehen wir die Schlafräume der Schüler, die in der Schule wohnen und die Turnhalle, die allerdings alt und heruntergekommen ist, woran man die Prioritäten der französischen Lehrer deutlich erkennen kann – auf Sport legen die meisten dort keinen Wert.
Am Freitag dürfen wir vormittags in kleinen Gruppen am Unterricht in verschiedenen Klassen teilnehmen. Besonders in den Sprachen, wie Deutsch oder Englisch, und im Matheunterricht überrascht uns, dass wir als deutsche Schüler mit dem Unterrichtsstoff deutlich weiter sind als die französischen Schüler.
Nach der Mittagspause lernt unsere deutsche Gruppe Teile der französischen Kultur kennen, denn wir backen Crêpes und lernen traditionelle bretonische Tänze, was uns viel Spaß macht.
Nach dem Wiedertreffen unserer Austauschschüler fahren alle nach Hause und das Wochenende beginnt.
Viele Gastfamilien fahren mit uns nach St. Malo, einem nahegelegenen Ferienort mit schönem Strand, einer Festung und einer schönen Einkaufsstraße. Zum Baden ist das Wasser allerdings viel zu kalt.
Außerdem lernen wir in traditionellen Restaurants ein typisches Gericht der Region, die Galettes, kennen.
Am Montagmorgen geht es schon um 9 Uhr los nach Nantes, eine schöne und große Stadt in der Nähe von Rennes. Dort besichtigen wir zuerst die große Kathedrale St-Pierre-et-St-Paul aus der Zeit der Spätgotik, anschließend sehen wir uns das große Schloss der Duchesse Anne an.
Danach bekommen wir etwas Freizeit, die wir zum Einkaufen in der Innenstadt und Essen nutzen. Einigen gefällt es dort wohl so gut, dass sie sich begeistert auf die Läden stürzen und Kundenkarten bei französischen Geschäften beantragen.
Bereits am frühen Dienstagmorgen müssen wir uns von unseren Gastfamilien verabschieden, da uns ein Tagesausflug bevorsteht. Alle sind traurig sich verabschieden zu müssen, da wir sehr gastfreundlich aufgenommen wurden und neue Freundschaften schließen konnten. Auch von M. Février müssen wir uns jetzt verabschieden und bedanken uns, dass er uns so freundlich begrüßt und begleitet hat.
Danach beginnt unser Ausflug zum Mont St. Michel, einem Berg im Watt, auf dessen Spitze sich eine Abtei befindet, in der Ordensleute der Gemeinschaften von Jerusalem leben.
Die vielen Stufen zum Gipfel hinauf kommen uns endlos vor, zumal die Sonne seit dem Morgen scheint und es immer wärmer wird. Doch der tolle Ausblick über das Wattenmeer und eine Essenspause lassen uns das schnell vergessen. Nachdem wir auch die Räumlichkeiten des Klosters besichtigt haben, steigen wir wieder den Berg hinunter und brechen Richtung Osnabrück auf.
Früher als geplant kommen wir am nächsten Morgen um 5 Uhr an, zur Freude unserer Eltern, die uns abholen.
Insgesamt sind alle traurig, dass die Woche so schnell vergangen ist und hätten gerne mehr Zeit mit ihren Austauschschülern und anderen Menschen verbracht. Wir haben das anstrengende, aber tolle Programm genossen und freuen uns schon darauf, unsere französischen Austauschpartner im Januar wiederzusehen. Außerdem hoffen wir für die, die auf der Reise das gutdeutsche Essen vermisst haben, dass sie sich möglichst schnell von ihrem Fromage-Baguette-Trauma erholen.
Von Laura Wigger und Saskia Rolf