
Für den Geschichtskurs auf erhöhtem Anforderungsniveau in der Jahrgangsstufe 13 endete der letzte Schultag vor den Osterferien mit einer besonderen Videokonferenz. Im Unterricht hatte sich der Kurs zuvor im Kontext des Abiturthemas „Das deutsch-polnische Verhältnis im 19. und 20. Jahrhundert“ mit der Vertreibung Deutscher aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten am Ende des Zweiten Weltkrieges auseinandergesetzt.
Frau Kahmann war es gelungen, zu diesem Thema einen ganz besonderen Zeitzeugen einzuladen. Gerhard Pieschl, emeritierter Weihbischof im Bistum Limburg und von 1983 bis 2019 Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die katholische Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, war aus Limburg zugeschaltet, um mit den Schüler*innen zu diskutieren und aus seinem Leben zu berichten.
Der Weihbischof wurde 1934 in Mährisch Trübau (heute Tschechien) geboren und musste bei Kriegsende als Elfjähriger mit seiner Familie fliehen. Mit der Ausweisung seiner Familie 1946 ist er selbst sowohl Flüchtling als auch Vertriebener. Der heute 87-jährige berichtete sehr anschaulich und emotional von seinen Erlebnissen auf der Flucht. Im Anschluss beantwortete er kenntnisreich und humorvoll die Fragen der Schüler*innen zu Themen wie dem Hirtenbrief von 1965 oder dem Kniefall Brandts.
Besonders interessant in diesem Zusammenhang waren seine Ausführungen zu persönlichen Begegnungen mit Papst Johannes Paul II oder dem ein oder anderen polnischen Bischof. Weihbischof Pieschl war sehr angetan von der differenzierten Auseinandersetzung der Schüler*innen mit der deutsch-polnischen Geschichte, da ihm dies, wie er sagte, zeige, dass neben dem Schicksal der Polen auch das Schicksal der Vertriebenen über die Generation der Zeitzeugen hinaus durch den Geschichtsunterricht im Bewusstsein der Menschen bleibe, was ein Beitrag zum Frieden in Europa sei. Der temperamentvolle Geistliche drückte seine Begeisterung darüber abschließend mit den Worten „Hochgepriesen sei Osnabrück, hochgepriesen sei die Ursulaschule“ aus und gab den Abiturient*innen mit auf den Weg, die ihnen gebotene Bildung sowie den Frieden in Europa wertzuschätzen und zu gestalten.
Wir danken ganz herzlich Herrn Weihbischof Gerhard Pieschl für diese großartige Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen und Geschichte aus erster Hand zu erfahren.
Foto: Gerhard Pieschl / Privat