Christina Haverkamp setzt sich seit über zehn Jahren für das Volk der Yanomami-Indianer ein. Am 11. März 2016 hat sie die Ursulaschule Osnabrück besucht und dort den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 7 und 8 in einem Vortrag unter dem Titel „10 Jahre Einsatz für ein bedrohtes Regenwaldvolk“ viel über ihre Expeditionen, die Yanomami und auch sich selbst erzählt.
Christina Haverkamp wurde am 6. September 1958 in Nordhorn geboren und arbeitete zunächst als Mathematik- und Sportlehrerin. Brasilien war schon immer ihr Lieblingsland und so heuerte sie 1990 auf einem Segelschiff an, um den Atlantik zu überqueren.
In Brasilien angekommen traf sie auf den Menschenrechtler Rüdiger Nehberg, der zu den Yanomami in den Regenwald unterwegs war. Nach einer Bewährungsprobe durfte die damals 32-Jährige sich ihm anschließen und ihre erste Expedition in den Regenwald begann.
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Das Gebiet der Yanomami ist so groß wie die Schweiz und erstreckt sich über Brasilien und Venezuela. Insgesamt leben dort ungefähr 2400 Indianer in einzelnen Stämmen. Jeder Stamm lebt in einem Rundbau, Maloka genannt, und besteht aus 100 bis200 Indianern. Tagsüber gehen sie auf die Jagd. Hierbei sind sie nicht sehr wählerisch, sondern bringen vom Tapir über Affen bis hin zum Krokodil oder Gürteltier alles mit, was man essen kann. Allerdings ernähren sich die Yanomami nicht nur von Fleisch, sondern stellen auch selbst Brot aus Maniokflocken her, gehen fischen und trinken sehr viel Bananenbrei.
Nachts schlafen alle Yanomami in Hängematten, die so aufgehängt sind, dass sie mit den Füßen neues Holz in das jeweilige Feuer stoßen können, damit es nicht ausgeht. Auch einen Schamanen gibt es in jedem Stamm. Er ist für die Kranken zuständig, soll sie aber nur heilen können, wenn er sei in Trance versetzt ist. Bis die Verletzung verheilt ist, wird eine rote Spinne um sie herum gemalt.
Wenn man im Regenwald auf einen schwarz bemalten Yanomami trifft, sollte man sich lieber in Acht nehmen, denn er befindet sich auf Kriegsfuß. Ist er jedoch mit Federn geschmückt, kommt er mit friedlichen Absichten. Trotz ihres - bis auf einige Stammesfeindlichkeiten - friedlichen Lebens sind die Yanomami in Gefahr. Goldsucher dringen immer weiter in ihr Gebiet ein und dies hat schlimme Folgen. Immer mehr Flächen des Regenwalds werden gerodet, um Lager für die Goldsucher oder Landepisten für Buschpiloten zu bauen. Außerdem wird bei der Goldsuche Quecksilber verwendet, da dies das Gold anzieht und sich dann wieder durch Erhitzen davon löst. Dabei entstehen Dämpfe, die das Wasser in den Flüssen vergiften.
Auch an den vielen an Malaria Erkrankten sind zum größten Teil die Goldsucher Schuld. Durch ihre Arbeit entstehen Sümpfe, in denen die Malariamücke nistet. Für die Indianer, bei denen schon Masern und Grippe tödlich sein können, gibt es dann oft keine Rettung. In den wenigen Krankenhäusern fehlt es an Ärzten, Medikamenten und Essen. Stirbt jemand aus dem Stamm, wird er zunächst verbrannt. Seine Asche wird in eine Schüssel Bananenbrei gefüllt und anschließend von allen Anwesenden getrunken. So kann die Seele des Verstorbenen weiterleben.
Nach ihrem ersten Besuch bei den Yanomami-Indianern war Christina Haverkamp fest entschlossen, für sie und ihre Rechte zu kämpfen. So folgte auf die erste Expedition schon ein Jahr später eine zweite. Außerdem veranlasste sie, dass ein Ärzteteam in den Regenwald fliegen durfte. Doch auch damit gab sie sich nicht zufrieden. 1992, im „Kolumbus-Jahr“, brach sie mit Rüdiger Nehberg von Dakar aus auf einem Bambusfloß nach Brasilien auf. Auf ihrem Segel stand die Botschaft „500 Jahre Amerika, 500 Jahre Völkermord, Landrechte für alle Indianer Nord- und Südamerikas. Rettet die Yanomami! Sofort!“
Nach 50 Tagen auf See gingen sie in Brasilien an Land. Das Interesse, das ihnen, auch von wichtigen Politikern, entgegengebracht wurde, war groß. Weiter ging die Fahrt durch die Karibik in Richtung Washington zum Weißen Haus. Nach einigen Anstrengungen erreichten sie ihr Ziel. Sie hinterließen eine Bittschrift an den damaligen US- Präsidenten George Bush, denn es wurden in der Vergangenheit 350 Verträge mit den Indianern abgeschlossen, von denen kein einziger eingehalten wurde. Durch ihre Aktion erreichten die beiden, dass die brasilianische Regierung den Großteil der Goldsucher aus dem Regenwald vertrieb.
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Doch immer noch ging Gefahr von ihnen aus. Bei ihrem nächsten Besuch bei den Yanomami wurden Haverkamp und Nehberg überfallen und ausgeraubt. Da ihnen auch sämtliche Medikamente gestohlen wurden, wäre Frau Haverkamp fast an einer Malariainfektion gestorben. Trotz dieser lebensgefährlichen Situation kehrte sie in den Regenwald zurück und baute zusammen mit den Yanomami eine eigene Krankenstation samt Schule für das Dorf Ixima. Dafür erhielt sie 1998 in Frankfurt der Weltsicht-Menschenrechtspreis. Es blieb aber nicht bei nur einer Krankenstation.
Schon 2001 wurde auch in Paapiu-Kayanaú eine weitere aufgebaut. Mittlerweile konnten einige der Yanomami auch brasilianisch sprechen und sich so mit Menschen außerhalb ihres Stammes verständigen. Dadurch wurde es möglich, dass Frau Haverkamp ein Jahr später mit dem Häuptling Joao Davi Maraxi zum UN-Weltkongress für indigene Völker fahren konnte. Dort hielt er eine Rede, die mit den Worten „Wir lieben unsere Kultur und unsere Sprache – Bitte vergesst die Yanomami nicht!“ endete.
In den Jahren darauf folgten eine weitere Krankenstation in Mavaquita, die Ausbildung der Yanomami zu Krankenpflegern und Lehrern und weltweite Vorträge von Christina Haverkamp an Universitäten und Schulen. 2011 wurde schließlich noch ein Bildungszentrum für Yanomami in Amazonien gebaut. Aber es werden immer wieder neue Projekte gestartet und so sind beispielsweise die Dörfer der Yanomami in Venezuela in Alto Orinoco schon mit Mikroskopen und Sprechfunkgeräten ausgestattet worden.